Veröffentlicht im Echinger Forum, Ausgabe 12/2021
Ein Wegweiser in ein guten Land: Die Bayerische Verfassung
von Simon Wankner
Angesichts unserer aufgeregten Zeiten sei ein Hinweis auf unsere
Bayerische Verfassung erlaubt. Sie weist uns seit 75 Jahren weitgehend
unbeachtet Wege in ein gutes Miteinander. Wir beachten sie aber nicht,
leben - nimmt man es genau - oft sogar verfassungswidrig. Die
Feierlichkeiten und Kommentare (z.B. Heribert Prantl in der
Süddeutschen Zeitung) zum kürzlich begangenen 75-jährigen Jubiläum
mahnten eindrücklich eine Wiederbesinnung an.
Einige Bespiele
dazu:
-
"Jede wirtschaftliche Tätigkeit hat dem Gemeinwohl zu dienen" steht da
in einer Eindeutigkeit, dass man den Mut derer, die das schrieben, nur
bewundern kann. Was daraus geworden ist braucht man nicht näher zu
beschreiben, denn der angloamerikanische Neoliberalismus hat diesen
Satz so sehr überrannt, dass sich niemand mehr seiner Gier zu schämen
braucht.
- "Kapitalbildung ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur Entfaltung
der Volkswirtschaft" - passt das nicht genau zu obiger Einlassung. Wer
heute auch nur ansatzweise sich einzuwerfen traut, dass aberwitzige
Reichtümer, unverschämte Vorstandsgehälter und Boni und was es sonst
noch an Bereicherungsmethoden gibt, zutiefst unmoralisch und
verfassungswidrig sind, bekommt nur ein müdes Lächeln zurück.
- "Arbeitsloses Einkommen arbeitsfähiger Personen wird mit Sondersteuern
belegt" - was wäre das für eine gute Welt, in der nicht durch konkrete
Arbeit Erwirtschaftetes dem Gemeinwohl dienlich eingesetzt wird.
- "Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder
Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit
nutzbar zu machen" - und was haben wir? Horrende
Grundstückspreissteigerungen ohne den geringsten Aufwand der
Eigentümer und übelste Bodenspekulation wo man nur hinschaut. Und
wehe, man denkt an verfassungsgemäßes Handeln.
- "Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von
Riesenvermögen in den Händen Einzelner zu verhindern" - ein Satz, der
bis heute umstritten ist, aber immer so auszulegen ist, dass das
Ersparte und Aufgebaute der Elterngeneration geschont bleibt, ohne
sich einen anteiligen Zugriff auf die vererbten "Riesenvermögen" zu
vergeben.
- "Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung"
- und was machen wir? Wir verkaufen staatseigene Wohnungen, mit denen
wir auf dieses Ziel hätten Einfluss nehmen können und stellen
zusätzlich den sozialen Wohnungsbau so gut wie ein.
- "Rassen- und Völkerhass zu entfachen ist verboten" - eindeutiger
kann man nicht zum Ausdruck bringen, dass Bayern ein Land ist, in dem
Fremdenhass und Ausgrenzung nichts zu suchen haben. Zuwiderhandelnden
ist mit der ganzen Entschlossenheit unseres Rechtsstaates
entgegenzutreten.
Verblüfft es nicht, mit welcher Weitsicht die Verfassungsautoren
unsere heutigen Schwachpunkte erahnten und zu verhindern suchten? Wie
wäre es, wenn wir im Sinne unserer Verfassung einen Neustart
versuchten? Die ÖDP wäre dafür mit ihren im Grundsatzprogramm
formulierten Zielen bestens aufgestellt. Sie alle sind
verfassungskonform! Die ÖDP müsste nur entsprechend gewählt
werden. Deshalb folgende Einladung: Machen Sie mit bei uns!